Wenigstens einmal im Jahr führt mich mein Weg nach Hamburg und bei jedem Besuch wähle ich mir ein anderes Fleckchen der Stadt aus, um es genauer zu erkunden. In diesem Jahr wollten wir einmal wieder den Hafen und Speicherstadt erobern. Am Abend stand eine Reeperbahn Kieztour auf unserem Programm.
Die zweitgrößte Stadt Deutschlands ist in erster Linie bekannt für ihr maritimes Flair. Die größte Attraktion für Besucher ist und bleibt der Hafen. Dabei kommt man an St. Pauli Landungsbrücken nicht vorbei. Von hier aus starten die Hafenrundfahrten, die Fähren kreuz und quer durch das Hafengebiet und die etwas abenteuerlichen Barkassen-Rundfahrten. Mit den kleinen Booten wirken die dicken Pötte, die in den Hafenbecken liegen einfach noch riesiger als von Land aus oder von einem der größeren Hafenschiffe.
Steht man an St. Pauli-Landungsbrücken, so merkt man kaum, dass diese 700 Meter lange Holzbrücke eine schwimmende Mole ist, die mehrere Meter vom eigentlichen Ufer entfernt liegt. Ein Besuch auf der vor Anker liegenden Rickmer Rickmers war dieses Mal für mich das Highlight im Hafen. Der stolze Dreimaster liegt seit 1987 als Museumsschiff am Fiete-Schmidt-Anleger. Hier finden auch nach Voranmeldungen Trauungen an Bord statt, in einem besonders hanseatischen Rahmen.
Speicherstadt
Im Anschluss haben wir dann eine gemütliche Bootsfahrt durch die Speicherstadt unternommen. 1883 begann man mit dem Bau der heute legendären Speicherstadt. Auf Eichenpfählen stehend ist sie der größte Lagerhauskomplex der Welt. Die Fahrt auf den kleinen Kanälen, den Fleeten, führt an roten Backsteinhäusern entlang. Kunstvolle Erker, Türmchen und gotische Giebel spiegeln sich dabei in dem trüben Wasser. Und dabei schweifen die Gedanken ab in die Zeit, als hier Waren ein- und ausgeladen wurden und die Atmosphäre des 19. Jahrhunderts steigt spürbar in einem auf.
Für den Abend war dann eine Rotlicht Tour über die Reeperbahn eingeplant. Die „sündige Meile“ wollten wir einmal mit all ihren Facetten mit Kneipen, Bars und jeder Menge Rotlicht erleben. Dazu haben wir uns vorab eine Tour bei den „Kiezjungs“ gebucht. In 2,5 Stunden wollten wir alles über die berühmte Straße in St. Pauli erfahren. Natürlich kannten wir schon die Davids Wache, im Operettenhaus hatten wir auch schon einmal ein Musical besucht und ein Kabarettabend in Schmidts Tivoli hatte uns mit seiner tollen Show bereits früher begeistert. Heute sollte es also zu Fuß über die Amüsiermeile gehen.
Sven, einen der Kiezjungs trafen wir am Millerntor und dann konnte es losgehen. Beide Kiezjungs überboten sich an Erzählungen über Kurioses und Skurriles und – fast wie aus dem Fernsehen – auch durch ganz alltägliche Geschichten. Und dabei führte der Weg auch in völlig unbekannte Ecken, zu denen es dann immer eine spannende Geschichte gab – ob wahr oder aus dem Reich der Fabel sei einmal dahin gestellt. Es war richtig was los, viele Feierwütige waren unterwegs und ein Junggesellenabschied auf der Reeperbahn scheint auch beliebt zu sein, wie wird festgestellt haben. Jedenfalls kamen wir mit tollen Fotos und einmaligen Eindrücken wieder in unserem Hotel an.